Die Zukunft des Handballs in Amerika: Eine aufstrebende Sportart
Wachsen oder weichen, der Handball möchte sein europäisches Gewand ablegen und die Welt erobern, um auf der Liste der Olympischen Sportarten zu bleiben. Insofern überraschte es nicht, dass die alten Träume vom Handball made in Amerika wieder blühen. Möglich gemacht haben das Mikkel Hansen, der dänische Star in Rente, und der Investor Mads Winther mit ihrem Projekt „Pro Handball USA“.
Ein neues Kapitel für den Handball in den USA
Der Handball soll nicht nur auf dem alten Kontinent gedeihen, sondern auf dem größten Sportmarkt des Globus. „Die USA verdienen Handball“, ist der Slogan, der auf Amerikanisch flotter klingt. „Ich bin nicht naiv zu glauben, dass es über Nacht passiert“, sagte Hansen bei der Präsentation, „aber Amerika ist sportbegeistert. Handball passt sehr gut zu einem Markt wie in den USA.“ Dem Projekt Anschubhilfe verleihen sollen auch Nikola Karabatic sowie zwei prägende Figuren bei den Frauen, Estevana Polmann (Niederlande) und die Norwegerin Stine Oftedal Dahmke.
Der erste Schritt wird ein jährliches Einladungsturnier mit den besten europäischen Klubs sein; Start ist 2026 in Las Vegas. Paris Saint-Germain und der FC Barcelona haben schon zugesagt, der THW Kiel ist angefragt. Langfristig sollen zwei Profiligen entstehen, in denen je zehn Frauen- und Männermannschaften spielen. Deren Beginn ist für 2028 angesetzt.
Herausforderungen und Chancen in den USA
Ein Turnier im Sommer in Las Vegas führt die hierzulande geführte Belastungsdebatte allerdings ad absurdum. Auch andere Fragen stellen sich, ist die Sportart „Handball“ (dort: Team Handball) in den Vereinigten Staaten unbekannt. Die Nationalmannschaft ist – wenn für die WM qualifiziert – kaum wettbewerbsfähig. Diesmal wurde sie 26. von 32 Teilnehmenden.
Im Sport an den Colleges und Universitäten ist Handball nicht verankert. So sind auch frühere, aus Deutschland kommende Versuche gescheitert, den weltweit wichtigsten Sportmarkt zu erobern. Stefan Kretzschmar kann davon ein Lied singen.
Die Vision von einem globalen Handball
Es war ein grundsätzlicher Trend dieser Weltmesse, Handball größer zu denken, auch in Italien, dem klassischen Fußballland. Insofern passte es ins Bild, dass Hanning, der Baumeister des Handballs, verpflichtet wurde.
An seinen Klamotten muss er allerdings noch arbeiten, denn mit dem üblichen Kapuzenpullover der Version „shocking“ läge er meilenweit unter dem italienischen Standard. Wie es geht – elegant, aber dezent –, bewies Verbandspräsident Stefano Poldini: Er trug ein gestreiftes Hemd unter dem engen, marineblauen Pullover mit Rundhals und sagte lachend: „Ich trage extra keine Krawatte, damit der Kontrast zu Bob nicht so groß ist.“
Bob Hanning: Ein bunter Vogel für das italienische Handball
Es war eine lockere Atmosphäre, als der einflussreichste deutsche Handball-Manager und Italiens Handball-Chef in Oslo über ein aufsehenerregendes Projekt parlierten – Hanning wird ab März Nationaltrainer der „Federazione Italiana Giuoco Handball“ (FIGH). „Was ich geben kann, ist das, was die Italiener brauchen“, sagt Hanning gewohnt selbstbewusst, „ich möchte in einem Land, das uns Deutschen sehr am Herzen liegt, eine Handball-Aufbruchstimmung erzeugen.“
Hanning lässt sich in Wein bezahlenAllzu lange sollen die Verhandlungen, die schon ein paar Monate zurückliegen, nicht gedauert haben: „Wir haben nur gestritten, ob sie mich in Wein bezahlen oder in Geld“, sagt Hanning, „und da sie kein Geld haben, habe ich mich für Wein entschieden.“ Er verriet, dass er schon seit Juni seine Finger in der Vorbereitung der Italiener auf die WM und bei strukturellen Entscheidungen im Spiel gehabt habe – nicht überraschend insofern, dass der italienische Rechtsaußen Leo Prantner die Füchse Berlin ab sofort verstärkt.
Hannings Hauptjob als Geschäftsführer in Berlin werde unter dem Engagement in der Sonne des Südens nicht leiden, versprach der Sechsundfünfzigjährige; es beschränke sich auf die sieben Nationalmannschafts-Wochen, die im europäischen Handballkalender stünden. Alles sei mit seinen Gesellschaftern abgestimmt.
Bei der Weltmeisterschaft in Dänemark, Kroatien und Norwegen hatten die Italiener als Überraschungsteam die Hauptrunde erreicht. Als Farbtupfer einer eher trüben Veranstaltung flogen ihnen die Herzen zu – fortan soll das jedes Jahr so sein: „Wir wollen dauerhaft EM und WM erreichen“, sagte Hanning.