Eines steht vor dem Anpfiff des Krachers zwischen dem FC Bayern München und Paris Saint-Germain an diesem Dienstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei Prime Video) in der Champions League ganz sicher fest: Randal Kolo Muani wird in der ausverkauften Allianz-Arena auf der Ersatzbank sitzen, obwohl er der einzige etatmäßige zentrale Stürmer im Kader des französischen Meisters ist.
Der ehemalige Frankfurter wird von Trainer Luis Enrique schließlich kaum noch berücksichtigt, und das im Grunde schon, seit der Spanier im Sommer 2023 Christophe Galtier als Trainer beerbte. An der Seine ist Kolo Muani nur noch ein Phantom, das häufig im Zentrum der Kritik steht. Auch nach dem Abgang von Kylian Mbappé zu Real Madrid im vergangenen Sommer haben sich seine Einsatzzeiten keineswegs verbessert.
„Wenn ich mir Kolo Muani ansehe, sage ich ganz klar, dass er eine Fehlbesetzung ist“, sagt der ehemalige PSG-Star Jérôme Rothen, der jeden Tag seine eigene Fußballsendung auf „Radio Monte Carlo“ moderiert. Bei Eintracht Frankfurt hatte Kolo Muani mit 26 Toren und 20 Assists in 50 Spielen derartig brilliert, dass er den Sprung in den WM-Kader 2022 schaffte und im Sommer 2023 PSG rund 95 Millionen Euro wert war – eine enorme Last für den damals 24 Jahre alten Angreifer.
Viel Zeit, seinen Platz im PSG-Team zu finden, bekam er angesichts der Ablöse nicht, viel Geduld mit ihm gab es auch nicht. Luis Enrique, Sportdirektor Luís Campos und die Pariser Verantwortlichen stellten nach einigen Monaten fest, dass er womöglich nicht der Richtige ist. Den vorläufigen Tiefpunkt erlebte Kolo Muani am 27. Oktober im prestigeträchtigen „Classique“ bei Olympique Marseille in der Ligue 1, als er die komplette Spielzeit auf der Bank verbringen musste.
Parallel spielt Kolo Muani in der französischen Nationalmannschaft unter Trainer Didier Deschamps aber erstaunlicherweise eine wichtige Rolle. Man könnte gar den Eindruck gewinnen: Wenn es so weitergeht, wird er zwischen zwei Länderspielpausen nicht einmal mehr auf das PSG-Trainingsgelände zurückkehren und sich nur noch auf sein Nationalteam konzentrieren. Im Trikot der Nationalmannschaft ist Kolo Muani ein anderer Spieler, erinnert an seine Frankfurter Zeit: selbstbewusst, fokussiert und sehr kühl im Abschluss. 2024 hat er fünf Treffer für die Nationalmannschaft in 12 Länderspielen erzielt, darunter den Führungstreffer im EM-Halbfinale gegen Spanien, das 1:2 verloren ging. In den 32 Pflichtspielen für seinen Arbeitgeber hat er nur einmal mehr getroffen.
Bei seinen vergangenen acht Einsätzen für den aktuellen WM-Zweiten Frankreich war er sogar an neun Toren beteiligt (sieben Tore, zwei Vorlagen), während Luis Enrique bei PSG lieber Lee Kang-in, Marco Asensio oder Ousmane Dembélé als „falsche Neun“ einsetzt. „Ein so junger Spieler, der für die Nationalmannschaft regelmäßig trifft, obwohl er bei PSG völlig unglücklich wirkt, weil er nicht in das System des Trainers passt, kann gar nicht so schlecht sein. Er wird für rund 95 Millionen Euro geholt und anschließend vom Trainerstab völlig ignoriert in einer Mannschaft, die gar keinen Mittelstürmer hat“, analysiert Christophe Dugarry, der 1998 mit Frankreich Weltmeister wurde und als Ko-Kommentator beim Privatsender M6 aktiv ist.
In Paris steht Kolo Muani noch bis Juni 2028 unter Vertrag. Sein Coach hat vor wenigen Tagen um zwei Jahre bis Juni 2027 verlängert. Bei PSG hat der Stürmer definitiv keine Zukunft. Manchester Uniteds neuer Trainer Rúben Amorim soll bereits Interesse für den Winter-Transfermarkt beim englischen Traditionsklub hinterlegt haben. Auch eine Rückkehr in die Bundesliga soll für den Franzosen eine ernste Option sein. Denn die Zeit in Frankfurt spielt immer noch eine besondere Rolle, obwohl er damals unbedingt nach Paris wollte, als PSG lockte. „Es war eine tolle Zeit in Frankfurt“, sagte Kolo Muani im Sommer bei „Canal plus“.
Die Zukunft von Kolo Muani bei PSG scheint düster zu sein, aber seine Leistungen in der französischen Nationalmannschaft zeigen, dass er immer noch ein talentierter Spieler ist. Trotz der Herausforderungen bei seinem aktuellen Verein hat er sein Potenzial auf internationaler Ebene unter Beweis gestellt. Es bleibt abzuwarten, welche neuen Möglichkeiten sich für ihn ergeben werden und ob er eine Rückkehr in die Bundesliga oder einen Transfer zu einem anderen europäischen Verein in Betracht ziehen wird.