In Bezug auf die Olympia-Bewerbung kann im Moment nicht einmal Markus Söder mehr helfen. Das war vor sechs Wochen noch anders. Mitte September hatte der bayerische Ministerpräsident – gerade als klar wurde, dass er wieder nicht Kanzlerkandidat würde – angekündigt, dass München die Olympischen Spiele 2040 ausrichten wolle. Es klang nach: Bavaria first. Angeblich wollen alle Städte die Spiele endlich wieder haben. Berlin, Hamburg, München, Leipzig, Rhein-Ruhr: Für Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie – wen eigentlich? Seit Mittwochabend ist jedoch unklar, wer den erklärten Willen, sich für die Olympischen Spiele 2040 zu bewerben, in die Tat umsetzen soll. Kanzler Olaf Scholz hatte in dieser Woche deutlich seine Unterstützung für das Vorhaben bekundet und dann noch deutlicher den Bruch mit seinem Finanzminister Christian Lindner verkündet. Flexibler Traum
Das hätte nun Söders Olympia-Moment sein können – aber der Ministerpräsident hatte schon Anfang Oktober gebremst. München sollte Teil einer deutschen „Gesamtbewerbung“ sein, zusammen mit Hamburg und Berlin: „Alle können etwas beitragen“, sagte Söder. In 14 Tagen wurde aus Bavaria first Bavaria adabei. Deutsche Olympia-Träume sind noch sehr flexibel. Wer jedoch tatsächlich etwas zur Ausrichtung der Spiele beitragen will, wird es schwer haben, klare politische Entscheidungen zu treffen. Solange unklar ist, wer die nächste Bundesregierung bilden wird, von der das Internationale Olympische Komitee eine Finanzierungszusage sehen wird.
Ist dies die Chance für den Sport, die Richtung vorzugeben? Am 7. Dezember werden sich die Mitglieder des Deutschen Olympischen Sportbunds in Saarbrücken versammeln, um die Olympiabewerbung formell auf den Weg zu bringen. Der DOSB sollte wissen, welche Spiele er wo haben möchte. Vor mehr als einem Jahr hatte er eine Reihe von Dialogforen abgehalten. Von den Veranstaltungen, die aus verschiedenen deutschen Großstädten eine übergeordnete Idee für die Spiele hätten zusammenführen sollen, ist kaum mehr als das geringe Interesse in Erinnerung geblieben. Macht nichts, schließlich haben die Franzosen im vergangenen Sommer gezeigt, wie es geht. Nachbarschaftshilfe. Aplomb, Begeisterung, Charme in der Kulisse einer Weltstadt – wenn der DOSB davon überzeugt ist, dass Berlin dies verkörpert, warum sagt es niemand deutlich? Weil der Fahrplan einer anderen Logik folgt: Wie und wo Deutschland Olympische Spiele ausrichten will, wird erst verkündet, wenn feststeht, wer nach Thomas Bach Präsident des IOC wird. Also wird vorerst weiterhin nach dem Opportunitätsprinzip geträumt.