Als frischgebackene Journalistin, die gerade die Uni verlassen hat, stehe ich vor der Herausforderung, diesen faszinierenden Moment in der Welt des Fußballs zu beschreiben. Wenn die Trainer und Auswechselspieler ein Spalier bilden und das während eines Bundesligaspiels, wenn der Schiedsrichter mitmacht und auch der Gegner freundlich applaudiert, dann muss etwas Außergewöhnliches geschehen sein. Da Thomas Müller am Samstag um 20.10 Uhr den Rasen der Münchner Arena verließ, schien die Zeit für einen Moment stillzustehen. Sein 750. Pflichtspiel war nicht sein letztes. Irgendwie. Die Bundesliga-Saison ist noch nicht vorbei und der FC Bayern wird noch bei der Klub-WM in den Vereinigten Staaten antreten. Trotzdem endete mit dieser Auswechslung eine Ära. Nicht einmal zehn Minuten später endete das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach mit einem 2:0-Sieg für die Münchner. Dann war es Zeit für die Meisterschale und den Titelerfolg der gesamten Mannschaft.

Thomas Müller stand im Mittelpunkt der Zeremonie, als er als Letzter auf das Podest kam und die Schale als Erster in die Höhe reckte. Manuel Neuer hatte ihm den Vortritt gelassen, bevor Harry Kane an der Reihe war. Die Fans feierten Müller mit tosendem Applaus und Böllerschüssen. Später richtete Müller einige Worte an die Bayern-Kurve, während der Rest des Stadions nichts verstehen konnte. Er bedankte sich für die einzigartige Wertschätzung und schaute optimistisch in die Zukunft des FC Bayern und seine eigene.

Die Fans hatten sich für Müller etwas Besonderes einfallen lassen. Ein Banner in der Bayern-Kurve verkündete stolz: „Seit 25 Jahren alles für unserer Farben!“ Darunter stand in großen Buchstaben „Thomas Müller“. Selbst die Fans von Mönchengladbach beteiligten sich am Beifall. Während andere Spieler vielleicht gerührt gewesen wären, zeigte Müller keine Wehmut. Er hatte bereits zuvor gesagt, dass er keine traurigen Gefühle habe.

Der Party-Abend begann offiziell gut zwei Stunden zuvor. Die Fans hatten eine Choreografie vorbereitet und als Müller den Rasen verließ, erhielt er eine Fotomontage und eine Schafkopfkarte als Geschenk. Nachdem die Verantwortlichen mit ihm Fotos gemacht hatten, begann das letzte Heimspiel der Saison für Müller mit den Bayern. Borussia Mönchengladbach wollte die Bayern-Party nicht stören und kämpfte um die internationalen Plätze.

Harry Kane sorgte mit dem 1:0 für Entspannung, gefolgt von einem weiteren Tor von Michael Olise. Die Münchner waren spielbestimmend, aber die Gäste hatten die größeren Chancen, die jedoch immer wieder an Neuer scheiterten. Das Ergebnis war an diesem besonderen Tag fast Nebensache. Trotzdem war es ein bewegender Abschied für Thomas Müller, der sich auf das freute, was die Zukunft bringt.

Die Wertschätzung und Liebe der Fans war an diesem Tag spürbar und Müller verabschiedete sich als moderner Gladiator von der großen Bühne. Möglicherweise steht ein Karriereende bevor, aber wer weiß schon so genau? Es war ein emotionaler Abschied, der die Bedeutung von Thomas Müllers Beitrag zum FC Bayern München noch einmal unterstrich.