Warum will der derzeit beste deutsche Fußballspieler nicht zum besten deutschen Fußballverein wechseln? Das ist die Frage, die sich stellt, seit Florian Wirtz, der Spielmacher aus Leverkusen, dem FC Bayern München mitgeteilt haben soll, dass er demnächst lieber in England für den FC Liverpool spielen möchte. Doch solange er selbst dazu nichts sagt, kann man sich einer Antwort nur annähern. Es bleibt damit fürs Erste das Wort Herbert Hainers, Präsident des FC Bayern, der am Samstag laut „Abendzeitung“ gesagt hat, dass ihm wiederum vom Sportvorstand Max Eberl gesagt worden sei, dass „Wirtz wohl zu Liverpool tendiert“. Aufgrund der seit Wochen unüberhörbaren Balzrufe aus Grünwald (Karl-Heinz Rummenigge) und aus dem Tegernsee-Tal (Uli Hoeneß) könnte man das aber auch so sagen: Florian Wirtz hat sich gegen den FC Bayern entschieden. Und falls Leverkusen und Liverpool sich auf eine Ablösesumme einigen sollten, würde der Transfer einem Trend folgen. Warum war Haaland nicht bereit? Wenn ein Fußballspieler in der Bundesliga in die Weltklasse aufgestiegen ist, war es in den 2010er-Jahren – siehe Manuel Neuer, siehe Robert Lewandowski – so sicher wie der Austritt aus der Kirche, dass der FC Bayern der nächste Klub werden wird. Spätestens seit den 2020er-Jahren ist das aber anders. Siehe Kai Havertz (2020, FC Chelsea). Siehe Erling Haaland (2022, Manchester City). Siehe Jude Bellingham (2023, Real Madrid). Siehe Dani Olmo (2024, FC Barcelona). Man kann die Entscheidungen dieser Spieler nicht nur mit Geld erklären. Der FC Bayern, der sehr hohe Gehälter bezahlt, war mindestens für den Stürmer Haaland bereit, all-in zu gehen. Doch warum war Haaland nicht bereit für den FC Bayern? Eine Erklärung: Die Besten wollen sich Woche für Woche mit den Besten messen. Und solange die Super League vergeblich Mehrheiten unter den Spitzenklubs sucht, finden die Spitzenspieler diese Herausforderung nicht in Deutschland, sondern in Spanien und vor allem in England. In der vergangenen Woche hat der Journalist Joey D’Urso auf der Plattform X eine interessante Statistik verbreitet. Darin wird verglichen, wie die Top-300-Spieler – in dieser Statistik sind das die in Europa spielenden Profis mit dem höchsten Marktwert auf der Plattform transfermarkt.de – in der Saison 2014/15 und in der Saison 2024/25 unter den europäischen Klubs verteilt sind. FC Liverpool steht an der Spitze Damals spielten 29 Prozent dieser Spieler für die sogenannten Big Six der englischen Premier League (Arsenal, Chelsea, Liverpool, Manchester City, Manchester United, Tottenham), sieben Prozent für andere englische Klubs und 65 Prozent für nicht-englische Klubs. Heute spielen 32 Prozent für die Big Six, 21 Prozent für andere englische Klubs und nur noch 47 Prozent für nicht-englische Klubs. Die Premier League ist die Super League. Man sollte mit Blick auf diese Entwicklung daher nicht sagen, dass Florian Wirtz sich gegen den FC Bayern, sondern für den FC Liverpool entschieden hat. Für einen Klub, der in der fortschrittlichsten Liga an der Spitze des Fortschritts steht (mehr dazu in Rory Smiths Buch „Expected Goals“). In der Bundesliga hat Wirtz selbst den Maßstab gesetzt. Er war in der Vorsaison der beste Spieler der besten Mannschaft, die die Meisterschaft gewonnen und, das gab’s davor noch nie, dabei kein Spiel verloren hat. Das kann man kaum steigern. Wenn man sich also der Antwort annähern will, warum Wirtz nicht zum FC Bayern München wechseln will, muss man vielleicht die Frage anders stellen: Warum sollte er eigentlich zu dem Verein wechseln, den er schon geschlagen hat?
Florian Wirtz entscheidet sich gegen FC Bayern München und ist bereit für England
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