Der Tag, an dem Mensch und Maschine gegeneinander antraten, war ein Karsamstag, der im Christentum zwischen Kreuzigung und Auferstehung liegt. Doch in Peking wurde dieser Tag zu einem epischen Rennen, bei dem zwanzig Roboter und Zigtausende von Menschen einen Halbmarathon bestritten – ein Spektakel, das viele zum Staunen brachte.

Die Roboter, von Unternehmen und Forschungseinrichtungen in ganz China, wurden von Ingenieuren und Technikern begleitet. Einige Teams hatten sogar Roboter anderer Unternehmen erworben und mit eigenen Algorithmen ausgestattet. So betonte der Roboterhersteller Unitree, dass sie nicht selbst am Rennen teilgenommen hatten. Leider kam es schon auf den ersten Metern zu einigen Stürzen der Roboter auf dem Asphalt.

Einige Techniker hatten das Unglück, gegen überlegene Roboter anzutreten. In China kursierten Videos völlig erschöpfter Begleiter, die verzweifelt versuchten, ihren ausdauernden Robotern zu folgen. Im Gegensatz zum Spitzensport der Menschen, sind die Trainer im Robotersport selten ehemalige Athleten, sondern eher Laptop-Trainer.

Die Bilder des Rennens gingen um die Welt und die Organisatoren bemühten sich, Vergleiche bis zum Mond zu ziehen. Ein Parteikader der Lokalregierung behauptete: „An einem Rennen teilzunehmen, mag ein kleiner Schritt für die Menschheit sein, es ist aber ein großer Schritt für humanoide Roboter.“ Das Rennen wurde mit einem Autorennen verglichen, bei dem es um Ingenieurskunst und Navigation geht. Neben der technischen Seite war der Wettlauf auch ein Ausdruck politischer Bemühungen.

Die Regierung in Peking zeigt ihre Unterstützung für humanoide Roboter und Künstliche Intelligenz bei jeder Gelegenheit. Auf der Gala zum chinesischen Neujahrsfest haben humanoide Roboter bereits mehrmals getanzt, aber der Auftritt des Start-ups Unitree war in diesem Jahr besonders beeindruckend. Bei Messen im Land, die von staatlichen Organisatoren unterstützt werden, sind humanoide Roboter häufig anzutreffen.

Veranstaltungen wie das Pekinger Rennen dienen als Signal an die Lokalregierungen im Inland, um Unternehmen der Branche zu unterstützen, aber auch als politische Propaganda nach außen, um Chinas technologischen Fortschritt zu demonstrieren. Das Selbstbewusstsein Chinas in diesem Bereich nimmt dadurch zu.

„China ist führend in der Erprobung und Nutzung humanoider Roboter“, erklärte Shi Xiaoxin, der bei Xpeng für die Entwicklung humanoider Roboter verantwortlich ist. Obwohl Xpeng hauptsächlich Elektroautos herstellt, produziert das Unternehmen auch Flugtaxis und den humanoiden Roboter „Iron“. Shi betonte die vollständigen Lieferketten in Guangzhou, Shenzhen und Shanghai sowie die Unterstützung der Regierung und die Offenheit der Bevölkerung gegenüber neuer Technologie.

„Wir wollen, dass Roboter nützlich sind, nicht dass sie tanzen und springen“, sagte Shi. Dennoch liegt die Effizienz der Roboter derzeit nur bei fünf bis zehn Prozent im Vergleich zu Menschen. Der schnellste Roboter beim Lauf in Peking benötigte zwei Stunden und 40 Minuten für die 21 Kilometer – die meisten Hobbyläufer sind schneller. Um das nächste Rennen gegen Menschen zu gewinnen, muss der Roboter eine Stunde und 38 Minuten schneller werden.