Trauer um Eishockey-Nationalspieler Tobias Eder
Es war nicht schwer, Tobias Eder zum Lachen zu bringen. Selbst in den vergangenen Monaten, als er gegen den Krebs ankämpfte. Wer Eder traf oder mit ihm telefonierte, erlebte stets einen energiegeladenen jungen Mann. Einen, der immer positiv auf die Welt schaute. Der 26-Jährige konnte sich zwar fürchterlich aufregen – über den Verkehr in der Großstadt und besonders, wenn er ein schlechtes Eishockeyspiel sah. Aber meist kam dann gleich ein lockerer Spruch. Eder war nicht umsonst ein gefragter Interviewpartner, ob fürs Fernsehen oder vor der Kabine. Bei ihm konnte man sicher sein, etwas jenseits der üblichen Sportphrasen zu bekommen.
Aufgewachsen in Miesbach, später in Bad Tölz, München und Düsseldorf aktiv, zuletzt in Berlin, hatte er sich überall etwas mitgenommen. Das Hemdsärmlige aus Bayern, das Gesellige aus dem Rheinland, auch das etwas Rotzige aus Berlin. Und so spielte er auch Eishockey. Mit Leidenschaft und Tempo, mit Übersicht und Technik. Eder schreckte vor keinem Zweikampf zurück, warf sich in jeden Schuss, aber er war kein reiner Kämpfer, hatte durchaus feine Hände, wie das im Eishockey heißt. Also wurde er überall eingesetzt: in der ersten und in der vierten Reihe, in Über- wie Unterzahl. 98 Tore schoss er in seinen sieben Saisons in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), weitere 81 bereitete er vor.
Sein Talent wurde früh erkannt, daheim in Miesbach, wo auch sein Bruder Andreas (heute beim EHC Red Bull München) und mehrere Cousins spielten. Schon mit zwölf Jahren wechselte er nach Bad Tölz, später in die Akademie von Red Bull nach Salzburg. Von dort aus ging es nach München, aber als er da nicht weiterkam, wechselte er nach Düsseldorf. Ein großer Schritt für den damals 21-Jährigen, der sich im Rheinland aber direkt wohlfühlte. Nur was dort an Brezeln und Bier angeboten wird, das konnte er nicht ernst nehmen. Sportlich war es zunächst schwer. In seiner ersten Saison bei der DEG schoss er nicht ein Tor. Aber er machte einfach Witze darüber und biss sich durch, wie er es immer tat. Danach wurde er Nationalspieler. Doch vor der Weltmeisterschaft 2023 wurde er als letzter Spieler aus dem Kader gestrichen. Das tat weh, wie er später sagte, zumal es das deutsche Team ins Finale schaffte. Eder saß zu Hause vor dem Fernseher, aber er münzte die Wut in Energie um, wechselte nach Berlin, wurde deutscher Meister und schaffte es dann in den Kader für die nächste WM. 2024 in Tschechien schoss er gleich im ersten Turnierspiel ein Tor. Nach der WM gab er die Verlobung mit seiner Freundin bekannt.
Die Anteilnahme berührte ihn
Im Sommer 2024 konnte Tobias Eder kaum glücklicher sein. Bis bei einer Untersuchung ein bösartiger Tumor festgestellt wurde. Eder begab sich sofort in Behandlung, kämpfte, machte wieder Sport, trainierte auch manchmal alleine auf dem Eis. Die Anteilnahme aus der Szene berührte ihn. Spruchbänder in diversen Hallen, die Eisbären-Fans riefen bei jedem Spiel in der 22. Minute passend zu seiner Rückennummer seinen Namen. Er selbst blieb nah an der Mannschaft, organisierte die Weihnachtsfeier oder Abendessen bei Auswärtsspielen. Auch letztens in Düsseldorf. Während des Spiels wurde er auf dem Videowürfel gezeigt und von der ganzen Halle gefeiert. Nachher stand er im Kabinengang, scherzte mit den alten Kollegen. Doch am Dienstag dann sagten die Eisbären ihr Spiel in Ingolstadt ab, wegen seines „sich kritisch verschlechterten Gesundheitszustandes“. Am Mittwoch gaben die Berliner bekannt, dass Tobias Eder im Alter von nur 26 Jahren gestorben ist.