In seiner Hauptrolle als Trainer des entthronten deutschen Meisters hat Xabi Alonso während seiner letzten Wochen bei Bayer 04 Leverkusen nicht viel Erfolg gehabt. Im Achtelfinale der Champions League war die Werkself chancenlos gegen den FC Bayern, und der Schmerz über das Aus im Halbfinale des DFB-Pokals beim Drittligaklub Arminia Bielefeld sitzt tief. Aber der 43 Jahre alte Trainer legt nicht nur Wert auf Siege und Erfolge, sondern auch auf Emotionen und zwischenmenschliche Beziehungen. Daher freut er sich darauf, am Sonntag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei DAZN) im Rahmen des Spiels gegen Borussia Dortmund ein würdevolles Abschiedsfest mit den Leverkusenern zu feiern.

„Diese Woche haben der Klub und ich beschlossen, dass die nächsten beiden Partien meine letzten Spiele für Bayer Leverkusen sein werden“, sagte Alonso am Freitagnachmittag und bestätigte damit die schon seit Wochen spekulierte Trennung. „Wir freuen uns auf einen großen Moment gegen Dortmund, nicht nur für mich, sondern auch für einige Spieler“, fügte er hinzu. Jonathan Tah hat sich für einen Wechsel entschieden, und auch ein Verbleib von Florian Wirtz wird immer unwahrscheinlicher. Alonso dementierte jedoch einen Bericht, demzufolge Wirtz ihm von seinem geplanten Wechsel nach München berichtet habe: „Das stimmt nicht.“

Wirtz wird sich also höchstens heimlich verabschieden, während der Zeremonie, für die es jede Menge Stoff gibt: die Bilder der Ekstase vom 5:0 gegen Bremen, dem Sieg zur Meisterschaft; die Jubelszenen mit Meisterschale, die vielen Tore in der Nachspielzeit. Auch große Siege gegen die Bayern. Und der Gewinn des DFB-Pokals, den Alonso als schönsten Moment seiner Zeit in Leverkusen bezeichnete. Viele werden trauern, Alonso sprach von „gemischten Gefühlen“ und fasste den Vorsatz, ein bewegendes Fest „mit den Fans im Stadion zu feiern, wo ich große Gefühle erlebt habe und geworden bin, was ich heute bin“.

Nicht nur den Verantwortlichen im Klub war schon länger klar, dass diese Trennung am Saisonende kommen würde. Bis zu diesem Tag konnte das jedoch niemand offen sagen, weil der von dem baskischen Trainer angepeilte Wechsel zu Real Madrid vielleicht fest vereinbart, aber noch nicht vertraglich fixiert war.

Bei dem Klub aus der spanischen Hauptstadt arbeiten sie ebenfalls an der Herausforderung, eine angemessene Trennung von einem sehr besonderen Trainer hinzubekommen: Carlo Ancelotti hat 15 Titel mit Real gewonnen – und im Gegensatz zu Alonso noch eine Chance auf die nationale Meisterschaft. Am Sonntag steht das vorentscheidende Spiel gegen den FC Barcelona bevor.

In Madrid wird deshalb munter weiter spekuliert. Am Freitag berichtete die in allen Fragen zu Real bestens informierte spanische Sportzeitung „Marca“ auf ihrer Titelseite von einer finalen Einigung. Demnach soll Alonso einen Vertrag bis 2028 unterschrieben haben. Auch Details tauchten in der Berichterstattung auf: So sollen zwei Assistenztrainer mit Alonso vom Rhein in die spanische Hauptstadt wechseln. Alonso mochte das vorerst nicht bestätigen: „Es ist noch nicht der richtige Moment, um über die Zukunft zu sprechen“, sagte er.

„Lieber blicke ich noch einmal zurück. Ich habe mich in den zweieinhalb Jahren in Leverkusen ‚enorm verbessert‘ und sehr facettenreiche Erfahrungen sammeln können“, sagte er. „Das erste Jahr war am schwierigsten“, erklärte er über die Zeit, in der er die Mannschaft aus der Abstiegszone bis in die Europa League führte. „Die zweite Saison war eine Traumsaison, in der wir Geschichte geschrieben haben. Und die dritte Saison war am herausforderndsten mit der Champions League.“ Vor seinem Schritt an die Öffentlichkeit hatte Alonso am Freitag bereits seine Spieler und die Mitarbeiter im Umfeld des Teams offiziell über seinen Vereinswechsel informiert.

Der Trainer, dessen Vertrag bis zum Sommer 2026 läuft, kann Leverkusen aufgrund eines „Gentlemen’s Agreement“ verlassen. Bei der Verlängerung seines Vertrags wurde ihm zugesichert, dass ihm keine Steine in den Weg gelegt würden bei einem Wechsel zu einem der Klubs, für die er als Spieler aktiv war: Real Madrid, Bayern München und der FC Liverpool. Immerhin können die Leverkusener Geschäftsführer Fernando Carro und Simon Rolfes eine Ablösesumme aushandeln, die knapp über zehn Millionen Euro liegen dürfte.

Die Suche nach einem Nachfolger läuft schon längst. Der Klub hat sich mit verschiedenen Kandidaten beschäftigt; Leute wie Cesc Fabregas (Como 1907), Xavi (zuletzt FC Barcelona) und Erik ten Hag (bis Oktober Manchester United) sollen die aussichtsreichsten Kandidaten sein.