Förderung von Diversität im deutschen Handball: Ziele des Deutschen Handballbunds
Im Juli 2024 schrieb L’Équipe über die Pariser Vororte, als Wiege des französischen Handballs, und präsentierte die bekannten Gesichter von Grace Zaadi und Dika Mem. Beide sind im Pariser Nordwesten aufgewachsen, nur wenige Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt entfernt. In Colombes wurde Dika Mem groß, spielte als Jugendlicher in Saint-Gratien und entwickelte sich zu einem Weltstar, der eine beeindruckende Wandmalerei an einem Hochhaus in seinem Heimatort ziert.
Die französische Talentejagd in den banlieus wird oft als Geheimnis betrachtet, doch Guillaume Gille erklärt es einfach: Vorbilder aus diesen Vierteln inspirieren immer wieder neue Spieler. Mit afrikanischer Migrationsgeschichte sind auch Pauletta Foppa, Estelle Nze Minko und Nedim Remili Teil der französischen Nationalmannschaft. In Deutschland hingegen gestaltet sich die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im Handball noch als Herausforderung.
Der Deutsche Handballbund (DHB) erkannte die Notwendigkeit, Talente mit Migrationshintergrund zu fördern, um sowohl das Wachstum als auch die sportliche Stärke des Sports zu sichern. Spieler wie Marko Grgic und Renars Uscins, mit kroatischen bzw. lettischen Wurzeln, bereichern bereits den aktuellen deutschen Kader. Laut DHB-Vorstandsvorsitzendem Mark Schober sind Potenziale bei Zuwanderern aus Ländern wie der Türkei, dem Balkan, dem Baltikum und Polen vorhanden, da Handball in diesen Regionen eine lange Tradition hat.
Um diese Potenziale zu erschließen, setzt der DHB auf gezielte Maßnahmen, wie Grundschulaktionstage mit neuer Bildsprache und mehrsprachigen Flyern. Kleine Details, wie die Anwesenheit von Freundinnen beim Training, können entscheidend sein, um die Integration zu fördern. Der DHB hat seine Spielordnung angepasst, um beispielsweise Kopftuch und lange Kleidung zu erlauben, und arbeitet mit Brückenpersonen, um die Zusammenarbeit mit Kulturvereinen zu verbessern.
Die Vereine vor Ort sind gefordert, die Maßnahmen des DHB umzusetzen. Workshops, Handbücher und Online-Module sollen sie dabei unterstützen. Zukünftige Großveranstaltungen des DHB könnten unter dem Motto „Zuwanderung“ stehen, um auch Ehrenamtler, Schiedsrichter und Trainer mit Migrationshintergrund für den Handball zu gewinnen. Während in Deutschland die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im Handball noch als Herausforderung betrachtet wird, ist der Handball in anderen Ländern, wie Dänemark, bereits diverser.
In Dänemark konzentriert sich der Verband auf diejenigen, die zum Handball wollen, anstatt sich auf diejenigen zu fokussieren, die zum Fußball streben. Diese Strategie führt dazu, dass Spieler wie Mads Mensah Larsen, mit einem ghanaischen Vater und einer dänischen Mutter, zu Vorzeigespielern werden. Trotzdem bleibt die Herausforderung bestehen, das Potenzial von Menschen mit Migrationshintergrund im Handball zu erkennen und zu fördern.
Die Förderung von Diversität im deutschen Handball ist daher ein wichtiger Schritt, um den Sport für alle zugänglich zu machen und das volle Potenzial von Talenten aus verschiedenen kulturellen Hintergründen zu nutzen. Durch gezielte Maßnahmen und eine offene Einstellung gegenüber Vielfalt kann der Handball als integratives und vielfältiges Umfeld gestärkt werden.